Ein kleiner Junge in der Innenstadt, vielleicht drei Jahre alt, nicht mehr allzu sehr tapsend, aber auch nicht mit festem Tritt unterwegs; er setzt plötzlich zum Trab an, kommt in Fahrt. Es wirkt auf ihn – die Anziehungskraft der Pfütze. An ihrem Rand bleibt er stehen, setzt die Füße parallel, geht leicht in die Hocke, da ist ein dreifaches Nein zu hören. Der Vater kommt heran, nimmt den innehaltenden Jungen an die Hand, manövriert ihn um die Pfütze. Es folgt ein Blick zurück aufs Wasser, dann hinauf zum Vater; dieser Blick verrät keine Wut wegen des verdorbenen Vergnügens, nicht einmal Enttäuschung, eher den Gedanken: ‚Vielleicht weiß Papa mehr!?‘

Leitungen sind zu reparieren, das Wasser im Haus muss abgedreht werden, für drei Stunden an einem Donnerstagvormittag. Die Stadtwerke informieren per Post über die Maßnahme. Zunächst wird berichtet, dass überraschenderweise alle Gerätschaften, die in ihrem Betrieb auf Wasser angewiesen sind, in dieser Zeit nicht genutzt werden können; sicherheitshalber noch eine Auflistung: Waschmaschine, Spülmaschine, Wasserhähne… Man erwartet bereits die (geist- wie hilfreiche) Entwarnung, der Toaster werde zum Glück noch funktionieren. Doch stattdessen der Hinweis, man möge sich doch bitte mit ausreichend Wasservorräten ausstatten – ganz so, als drohten Sahara-Verhältnisse im Badner Land, als wäre eine lange Dürre zu überstehen, die im Umkreis von hunderten Kilometern keinen Tropfen Wasser mehr übrig ließe, als wären alle Pfützen samt ihrer Anziehungskraft auf ewig verdammt, Vergangenheit zu sein. Ein mindestens dreifaches Nein möchte man den Stadtwerken entgegenrufen ob der angenommenen Einfalt und Hilflosigkeit des gemeinen Städters. Es ist gleichermaßen beängstigend, sich zu fragen, ob der Zeitgeist hier bereits bedient oder erst noch (mit)geschaffen wird. Für letzteres spricht: Kein Durstender wurde gesehen, kein Regentanz aufgeführt, auch kein erleichtertes Seufzen war zu vernehmen, als das Wasser schließlich zurückkehrte, gurgelnd zunächst und in unkontrollierten Schüben, aber es kam.

 

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