Fleischbeschau in der Taiga

Es ist das immergleiche Schauspiel im Aufeinandertreffen von Arm und Reich, über Jahrhunderte hat es sich eingeschliffen: Der Unterdrücker, der einem Ketten anlegen wird, kommt im Gewand des Wohltäters. In der Maskerade des Menschenretters sprudeln nichts als große Worte und Versprechungen aus seinem Mund. Wo die Menschen Not und Elend kennen, trifft das Geschwätz auf einen besonders fruchtbaren Boden. Ein solcher Untergrund ist auch in der sibirischen Taiga bereitet, die großen Worte sind an junge Mädchen und ihre Familien gerichtet, ihr Inhalt handelt von einer glanzvollen Karriere als Model, von der weiten Welt und von finanzieller Absicherung für die gesamte Familie. Weiterlesen

Der Werktag als ewiger Sonntag

Flüchtig besehen passen sie nicht zusammen: das große Haus steht der kleinen Wohnung gegenüber, der Überfluss dem Begnügen mit dem Notwendigsten, ein von raschem Wandel geprägtes Leben einem weitestgehend statischen. Nein, der Reiche, der von fremder Hände Arbeit oder gleich von seinem Vermögen lebt, hat mit dem Arbeitslosen, der sich freiwillig mit seiner Sozialhilfe begnügt, noch jedes Jobangebot ausgeschlagen hat, auf den ersten Blick nichts gemein. Und doch gleichen sie einander in ihren Wunschlandschaften: beide träumen – der eine im Himmelbett, der andere auf der Pritsche – vom süßen Leben ohne Mühsal. Weiterlesen