Wenn Probleme offensichtlich werden, folgt gerne der Blick in die Vergangenheit, um die Mahner von gestern ausfindig zu machen. Die Suche nach denjenigen, deren Analysen und Prognosen sich als korrekt erwiesen haben, kann als Nebensächlichkeit oder bloße Chronistenpflicht abgetan werden; sie zeigt jedoch, bei wem sich das Zuhören lohnt, wer eine ungetrübte Sicht auf gesellschaftliche Entwicklungen hat. Zu diesen Personen zählte (mitunter) auch der mittlerweile verstorbene Soziologe Karl Otto Hondrich. In seinem 2001 erschienenen Essayband „Der neue Mensch“ stechen zwei Kapitel hervor, die auch für die Lage im Jahr 2016 noch erhellend sind. Sie handeln von Trugbildern – dem des deutschen Weltbürgers sowie dessen Umzingelung von Freunden. Weiterlesen
„Willkommen in der Hölle“
Am 21. Oktober 1999 geht ein halbes Dutzend russischer Boden-Boden-Raketen auf die tschetschenische Hauptstadt Grosny nieder. Die Sprengköpfe treffen zivile Einrichtungen – unter anderem eine Moschee, ein Krankenhaus sowie den Zentralmarkt der Stadt. Mehr als einhundert Zivilisten werden getötet. Rückblickend erscheinen die Ereignisse rund um diesen 21. Oktober wie eine Blaupause für das Weltgeschehen der folgenden sechzehn Jahre: Sie deuten das Erstarken des internationalen, islamistischen Terrorismus an, zeigen die Hilflosigkeit der Staaten, dieser neuen Bedrohung zu begegnen, sowie das Verlassen rechtsstaatlicher Grundsätze als Reaktion auf diese Hilflosigkeit. Weiterlesen